Wenn Geld Familien verändert – und wie wir verhindern, dass es Familien trennt
In Deutschland steht ein Vermögenstransfer bevor, wie ihn die Republik noch nicht erlebt hat. Unternehmerfamilien, vermögende Haushalte und Stiftergemeinschaften bereiten sich auf die größte Vermögensweitergabe der Geschichte vor. Doch dieser Übergang ist weit mehr als ein juristischer Akt – er ist ein familiäres, strategisches und zutiefst emotionales Thema.
3,1 Billionen Euro auf dem Weg zur nächsten Generation
Bis Ende 2024 wurden laut dem Deutschen Institut für Altersvorsorge rund 3,1 Billionen Euro an Vermögen in Deutschland vererbt – davon etwa 2,1 Billionen Euro an direkte Nachkommen. Allein im Jahr 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt 121,5 Milliarden Euro an Erbschaften und Schenkungen steuerlich erfasst – ein historischer Höchststand.
Fast 50 % dieses Vermögens ging an die reichsten 10 % der Bevölkerung (Quelle: DIW). Der Handlungsbedarf ist daher besonders in vermögenden Familien groß – sowohl strategisch als auch zwischenmenschlich.
Die Erbengeneration stellt neue Fragen
Während viele Angehörige der älteren Generation ihre Finanzentscheidungen pragmatisch und bankenorientiert trafen, wünschen sich junge Erbinnen und Erben heute individuelle Beratung, Werteorientierung und digitale Zugänge. Studien belegen:
- Über 60 % der Generation Z lassen sich in Finanzfragen durch soziale Medien beeinflussen.
- Rund 50 % der Millennials integrieren Kryptowährungen in ihre Anlagestrategie.
- Für zwei Drittel der jungen Generation ist KI-gestützte Anlageberatung relevant.
Viele junge Erben verfügen zu Beginn über keinen eigenen Berater. Stattdessen wird häufig der elterliche Kontakt übernommen – eine kurzfristige Notlösung, die selten zur tatsächlichen Lebenswelt passt.
Vermögensübertragung ist Beziehungsarbeit
Oftmals wird das Thema Vermögensnachfolge vermieden – aus Angst vor Konflikten oder weil „noch Zeit ist“. Doch genau diese Zurückhaltung birgt Risiken. Ein strukturierter Nachfolgeprozess schafft Klarheit, reduziert Reibung und stärkt das Vertrauen zwischen den Generationen.
Ein erfolgreicher Übergang braucht:
- frühzeitige Gespräche über Werte, Ziele und Erwartungen
- schrittweise Verantwortung – nicht abruptes Übergabe-Denken
- klare Rollenverteilungen, die Entwicklung ermöglichen
- eine gemeinsame Strategie, nicht nur ein Testament
- eine professionelle Begleitung, die alle Beteiligten ernst nimmt
Der richtige Zeitpunkt ist jetzt
Wer den Übergang rechtzeitig gestaltet, gewinnt Handlungsspielraum – steuerlich, emotional und strategisch. Es geht nicht nur darum, was übergeben wird, sondern wie. Der bewusste Umgang mit Vermögen kann Familien stärken – nicht spalten.
Vermögen kann verbinden – wenn man es gemeinsam denkt
Vermögensübertragung ist kein reiner Verwaltungsakt. Sie ist eine Investition in das Miteinander der Familie – über Generationen hinweg. Ein gut geplanter Übergang schafft nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch Klarheit, Vertrauen und emotionale Stabilität.
Ob als Unternehmerfamilie, Erbengemeinschaft oder private Vermögensträger: Wer jetzt beginnt, zu gestalten, statt nur zu verwalten, stellt die Weichen für eine Zukunft, in der Geld nicht trennt – sondern verbindet.