Finanzvertriebe im Visier:
Schützen Sie Ihre Kinder vor unnötigen Versicherungsverträgen


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„Nicht jede scheinbar günstige Versicherung ist auch gut. Junge Menschen sollten verstehen, dass langfristige finanzielle Entscheidungen auf fundiertem Wissen beruhen müssen, nicht auf verlockenden Angeboten.“ – Prof. Dr. Hartmut Walz

Liebe Eltern, Onkel, Tanten, Großeltern, Paten, liebe Mandanten,

mit dem Start des neuen Semesters beginnt für viele junge Menschen eine spannende und neue Phase ihres Lebens. Der Weg in die Universität oder Hochschule ist für viele der erste Schritt in Richtung Eigenständigkeit und finanzieller Unabhängigkeit. Diese Zeit bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich – darunter die erste eigene Wohnung, die Verwaltung der eigenen Finanzen und oft auch die Auseinandersetzung mit Versicherungen.

Leider ist dies auch der Zeitpunkt, an dem viele Finanzvertriebe gezielt auf Erstsemester-Studierende zugehen, um sie mit vermeintlich günstigen Versicherungsangeboten zu ködern. Was auf den ersten Blick als attraktives Angebot erscheint, kann langfristig schwerwiegende finanzielle Folgen nach sich ziehen. Die jungen Erwachsenen werden in eine vermeintliche Sicherheit gelockt, ohne die oft komplexen Vertragsbedingungen wirklich zu durchschauen.

Warum sind Studierende ein attraktives Ziel?

Junge Erwachsene, die gerade ins Studium starten, sind oft unsicher, was ihre finanzielle Zukunft angeht. Sie wissen, dass Versicherungen wichtig sind, aber das Wissen über die Notwendigkeit und den Umfang solcher Produkte ist meist noch nicht vorhanden. Finanzvertriebe erkennen diese Unsicherheit und nutzen sie gezielt aus. Es wird mit niedrigen Einstiegsprämien geworben, verbunden mit Versprechungen von lebenslanger Absicherung und anderen „Vorteilen“, die auf den ersten Blick unwiderstehlich erscheinen.

Prof. Dr. Hartmut Walz, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ludwigshafen und Experte für Finanzbildung, betont immer wieder, wie gefährlich diese Strategie für junge Menschen sein kann. Er sagt: „Diese Angebote basieren oft auf Provisionsinteressen der Finanzvertriebe und nicht auf den tatsächlichen Bedürfnissen der Kunden. Junge Erwachsene, die sich noch in der Orientierungsphase befinden, werden gebunden, ohne die Tragweite ihrer Entscheidungen zu verstehen.“

Was sind die versteckten Gefahren?

Viele der angebotenen Verträge binden junge Menschen über viele Jahre an Versicherungsunternehmen. Diese Bindung ist jedoch oft eine Sackgasse, da die Verträge im Laufe der Zeit immer teurer werden und ihre Flexibilität einschränken. Die vermeintlichen Vergünstigungen sind in vielen Fällen nur ein Mittel, um die Kunden in langfristige Verpflichtungen zu locken. Die tatsächlichen Prämien steigen mit der Zeit oder nach Ablauf der Anfangsphase erheblich an.

Eine weitere wichtige Warnung kommt von der Organisation Finanzwende, die sich seit Jahren für mehr Transparenz und Fairness im Finanzsystem einsetzt. Sie weist darauf hin, dass viele dieser Verträge provisionsgetrieben sind, was bedeutet, dass der Berater nur für den Abschluss eines Vertrages bezahlt wird – und nicht dafür, dass der Kunde langfristig zufrieden ist. In vielen Fällen ist der langfristige Nutzen solcher Verträge fraglich, insbesondere für Studierende, deren finanzielle Situation sich in den kommenden Jahren oft stark verändert.

Wie können Sie Ihre Kinder oder Bekannte davor schützen?

Es gibt einige einfache, aber wirkungsvolle Schritte, die Sie als Eltern unternehmen können, um Ihre Kinder vor diesen finanziellen Fallstricken zu bewahren:

  1. Frühzeitig informieren: Sprechen Sie mit Ihren Kindern, bevor sie mit solchen Angeboten in Kontakt kommen. Erklären Sie ihnen, dass nicht alle Versicherungsverträge gleich sind und dass günstige Angebote oft versteckte Nachteile mit sich bringen. Junge Erwachsene sollten wissen, dass sie immer das Recht haben, Verträge zu hinterfragen und sich Zeit zu nehmen, bevor sie etwas unterschreiben.
  2. Unabhängige Beratung suchen: Raten Sie Ihren Kindern, vor dem Abschluss einer Versicherung immer eine unabhängige Beratung in Anspruch zu nehmen. Eine Beratung, die nicht provisionsabhängig ist, stellt sicher, dass die Interessen der jungen Menschen im Vordergrund stehen und nicht der Profit des Beraters.
  3. Langfristige Verpflichtungen vermeiden: Junge Menschen befinden sich oft in einer Lebensphase, in der Flexibilität entscheidend ist. Langfristige Verpflichtungen, sei es bei Versicherungen oder Finanzprodukten, passen selten in die Lebensrealität eines Studierenden, der möglicherweise in den nächsten Jahren mehrfach den Wohnort, den Job oder den Lebensstil ändert. Verträge, die über viele Jahre binden, sind hier oft kontraproduktiv.
  4. Das Kleingedruckte lesen: Versicherungsverträge können komplex und schwer verständlich sein. Es ist wichtig, dass junge Menschen lernen, das Kleingedruckte zu lesen und die Bedingungen eines Vertrages zu hinterfragen. Wenn etwas unklar ist, sollten sie immer jemanden um Rat fragen, der sich damit auskennt.
  5. Keinen Druck zulassen: Finanzberater arbeiten oft mit Taktiken, die darauf abzielen, den Abschluss eines Vertrages schnell zu erzwingen. Erinnern Sie Ihre Kinder daran, dass sie keinen Vertrag unterzeichnen müssen, nur weil der Berater Druck ausübt. Sie haben immer das Recht, eine Nacht darüber zu schlafen oder den Vertrag von jemand anderem prüfen zu lassen.

Der finanzielle Wegweiser für eine sichere Zukunft

Die richtige finanzielle Absicherung ist wichtig, aber sie sollte gut überlegt und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein. Als Eltern haben Sie die Möglichkeit, Ihre Kinder zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, informierte Entscheidungen zu treffen, die zu ihrer Lebenssituation passen. Lassen Sie sich nicht von verlockenden Angeboten blenden, die auf den ersten Blick günstig erscheinen, aber langfristig zur Kostenfalle werden.

Für weiterführende Informationen und Tipps empfehlen wir Ihnen die Beiträge von Prof. Dr. Hartmut Walz sowie die umfangreichen Informationen der Initiative Finanzwende, die sich intensiv mit der Aufklärung und dem Schutz von Verbrauchern im Finanzbereich auseinandersetzt.

Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass junge Menschen nicht unnötig in langfristige finanzielle Verpflichtungen gedrängt werden und ihren Weg in die finanzielle Unabhängigkeit mit Klarheit und Weitsicht beginnen.

Karsten Matt Karsten Matt

Karsten Matt ist Honorarberater mit zwei Jahrzehnten Erfahrung in der finanziellen Beratung erfolgreicher Menschen. Als Papa von Zwillingen und Weinliebhaber bringt er nicht nur Professionalität, sondern auch Herz in seine Arbeit. Er ist begeisterter Fan von SV Elversberg und FC Bayern München und weiß, wie man mit Leidenschaft und Engagement Ziele erreicht. Als gefragter Speaker, teilt er sein umfangreiches Wissen und seine fundierten Einblicke in Finanzstrategien mit einem breiten Publikum.

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