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In der Finanzbranche entsteht oft ein Bild von Exklusivität und Luxus. Kunden werden zu Golfturnieren eingeladen, nehmen an Gourmetdinnern teil oder genießen Yachtevents mit Champagner und Blick auf den Sonnenuntergang. Manche Häuser setzen noch eins drauf und bieten Reisen zu großen Sportereignissen oder Aufenthalte in fernen Ländern an. All das wirkt auf den ersten Blick wie ein Ausdruck besonderer Wertschätzung. Doch die entscheidende Frage lautet: Wer bezahlt diese aufwendigen Veranstaltungen?
Die Antwort ist eindeutig: Es sind die Kunden.
Denn solche Incentives sind keine Geschenke aus reiner Großzügigkeit. Sie sind Teil des Geschäftsmodells. Die Kosten werden in die Gebühren, in die Produkte oder in die Margen eingepreist. Mit anderen Worten: Wer sich einladen lässt, bezahlt dafür – nur eben auf einem anderen Weg.
Der schöne Schein und seine Schattenseiten
Natürlich fühlt es sich gut an, wenn man als wertvoller Kunde mit besonderen Privilegien bedacht wird. Wer würde nicht gerne an einem lauen Sommerabend mit Blick auf den Golfplatz oder das Meer ein Glas Champagner heben und sich exklusiv fühlen. Doch die entscheidende Frage ist nicht, wie schön der Abend war, sondern welchen Preis er langfristig hat.
Denn jeder Euro, der in Show und Statussymbole fließt, ist ein Euro weniger, der für das eigentliche Ziel zur Verfügung steht: Vermögen aufzubauen, zu schützen und wachsen zu lassen.
Reziprozität: Die unterschätzte Falle
Incentives sind nicht nur teuer, sie wirken auch psychologisch. Menschen empfinden eine Einladung als Geschenk – und fühlen sich verpflichtet, etwas zurückzugeben. Dieses Prinzip der Reziprozität ist tief in uns verankert.
Ein Anleger, der regelmäßig zu exklusiven Events eingeladen wird, entwickelt möglicherweise ein Gefühl von Dankbarkeit oder Loyalität. Die Konsequenz: Entscheidungen werden nicht mehr nur rational getroffen, sondern unbewusst beeinflusst. Produkte, die eigentlich kritisch hinterfragt werden sollten, wirken plötzlich attraktiver, weil der Anbieter ja zuvor „so großzügig“ war.
Was nach Wertschätzung aussieht, ist in Wahrheit oft ein sehr kalkulierter Mechanismus, um Bindungen zu schaffen und Verhalten zu steuern.
Erwartungen von Anlegern
Mitunter bringen Anleger genau diese Erwartungshaltung mit, wenn sie auf der Suche nach einem neuen Partner sind. Die Erfahrung aus anderen Finanzhäusern prägt das Bild: Wer kein Event organisiert, wirkt auf manche weniger attraktiv.
Die nüchterne Antwort darauf lautet: Solche Events werden nicht angeboten.
Nicht aus Mangel an Wertschätzung, sondern aus Überzeugung. Finanzielle Mittel, die für Champagnerempfänge oder Golfeinladungen eingesetzt würden, belasten letztlich das Vermögen der Anleger. Ziel ist es, dieses Vermögen zu schützen und zu vermehren, nicht es durch unnötige Kosten zu schmälern.
Eine klare Philosophie
Unabhängige Finanzplanung bedeutet, Verantwortung für langfristige Ergebnisse zu übernehmen. Ein konsequenter Fokus auf Kostenvermeidung und Transparenz ist dabei entscheidend. Kleine prozentuale Unterschiede bei Gebühren oder Aufschlägen können über Jahre hinweg erhebliche Auswirkungen haben. Genau dort liegt der Kern des Mehrwerts: Kapital soll arbeiten, anstatt in kurzfristige Prestigeprojekte abzufließen.
Nachhaltiger Wert statt kurzfristigem Glanz
Exklusive Veranstaltungen bieten kurzfristige Erlebnisse, doch sie sind vergänglich. Nachhaltiger Mehrwert entsteht durch klare Strategien, Unabhängigkeit, Transparenz und Verlässlichkeit. Wahre Wertschätzung zeigt sich nicht in Champagnergläsern, sondern in Ergebnissen, die über Jahrzehnte Bestand haben.
Golf spielen, reisen, genießen – aber bitte bewusst.
Es gibt eine einfache Wahrheit: Wer Golf spielen möchte, soll Golf spielen und die Kosten selbst tragen. Wer eine Reise unternehmen möchte, soll sie buchen und selbst bezahlen. Wer Lust auf ein Gourmetdinner oder eine besondere Veranstaltung hat, soll sich diesen Wunsch aus freien Stücken erfüllen.
Denn dann bleibt das eigene Vermögen unberührt, und das Erlebnis ist frei von doppeltem Boden. Ein Abend oder eine Reise sind dann nicht Teil eines subtilen Geschäftsmodells, sondern Ausdruck eigener Entscheidungen und Freiheit.
Wirklicher Mehrwert entsteht nicht durch Einladungen und Annehmlichkeiten, sondern durch eine Beratung, die ausschließlich dem Schutz, dem Erhalt und dem Wachstum des Vermögens dient.
Am besten merkt man sich folgende Weisheit: Die meisten Geschenke sind nur getarnte Rechnungen!

Karsten Matt ist Honorarberater mit zwei Jahrzehnten Erfahrung in der finanziellen Beratung erfolgreicher Menschen. Als Papa von Zwillingen und Weinliebhaber bringt er nicht nur Professionalität, sondern auch Herz in seine Arbeit. Er ist begeisterter Fan von SV Elversberg und FC Bayern München und weiß, wie man mit Leidenschaft und Engagement Ziele erreicht. Als gefragter Speaker, teilt er sein umfangreiches Wissen und seine fundierten Einblicke in Finanzstrategien mit einem breiten Publikum.