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Der nächste Börsencrash kommt bestimmt. Wer gerne Weltuntergangsfilme schaut und die Tageszeitung mit den Todesanzeigen startet, der liest auch gerne Finanzbücher, die den absoluten Crash voraussagen. 2023 wird es aktuell soweit sein. Sie werden alles verlieren. Oder vielleicht doch nicht?
Crasht die Börse über einen längeren Zeitraum, fallen Aktienkurse also langfristig um mehr als 20%, dann spricht man von einem Bärenmarkt oder einer Baisse. So etwas kommt immer mal wieder vor, streng genommen sogar mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Betrachtet man die Vergangenheit, dann treten Bärenmärkte im Schnitt alle 5 Jahre auf. Es ist eben wie überall im Leben. Es gibt eben nicht nur Sonnenschein, sondern ab und an auch Regentage.
Wie kommt es zu Bärenmärkten?
Hier spielt die Psychologie der Anleger eine entscheidende Rolle. Unser Unterbewusstsein steht in einem ständigen Kampf mit unseren bewussten Entscheidungen. Kommt es zu einer Spannungssituation, dann tritt die unterbewusste, emotionale Ebene in unserem Gehirn immer in den Vordergrund und steuert unser Verhalten. Das ist uns sozusagen in die Wiege gelegt. In einer Studie fanden Forscher heraus, dass Babys Angst vor Schlangen haben aber keine Angst vor Blumen. Woher kommt das? Das kommt daher, dass über Jahrtausende unser Gehirn gelernt hat, instinktiv auf Gefahr zu reagieren. Fallen jetzt die Kurse an der Börse rapide, dann stellen wir unterbewusst auf Gefahrenmodus und wir verfallen in Panik.
Nach einem Bärenmarkt folgt immer ein Bullenmarkt? Egal! Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Das Problem, welches unser Gehirn mit dem nächsten Bärenmarkt hat, ist, dass die Gründe sich ebenso weiterentwickeln, wie sich unsere Wirtschaft weiterentwickelt. 2008 war es eine Immobilienkrise, die die Märkte hat abstürzen lassen. Der nächste Crash wird aller Voraussicht nach andere Gründe haben. Wir haben also keine direkten Vergleichswerte. Das macht uns zu schaffen und lässt uns irrational handeln. Denn das nächste Mal ist alles anders.
Was passiert nach einem Crash?
Die Kurse werden wieder steigen, wie sie es bisher immer getan haben. Im Jahr 2000 hatte beispielsweise die New Economy ihren Höhepunkt in Deutschland erreicht. Egal, in welches Startup Unternehmen man damals investieren wollte, man konnte einen Börsengewinn nicht verhindern und die Gewinne waren zeitweise astronomisch. Es wurde viel Geld in diesen Markt gespült und so baute sich eine riesige Blase auf, die sogenannte Dotcom-Blase. Als dann die ersten Unternehmen Insolvenz anmelden mussten, gab es einen Erdrutsch und viele Kleinanleger verloren Ihr Geld.
Als Folge dieses Crashs reduzierte die Amerikanische Zentralbank „Fed“ die Zinsen und kurbelte die amerikanische Konjunktur wieder an. In der Folge entstanden Unternehmen, wie z.B. Facebook. Dem amerikanischen Beispiel folgten andere Länder auch. Die Wirtschaft findet also immer wieder Möglichkeiten, sich aus Krisen herauszuarbeiten.
Die Wirtschaft übersteht jeden Crash. Haben die Kleinanleger diesen Aufschwung miterlebt? Der überwiegende Teil nicht. Denn entweder war das Geld in einem Startup Unternehmen verbrannt oder man hatte schlicht Angst, noch einmal Verlust zu erleiden und ist nicht mehr eingestiegen.
Retten Sie ihr Geld!
Nur wann beginne ich mit der Rettung meines Geldes? Entgegen der Endzeitstimmungsverbreiter sagt die Statistik ganz klar, dass massive Abschwünge an den Börsen schlicht nicht vorhersehbar sind. Jedes Jahr werden wir von Neuem darauf vorbereitet, dass im kommenden Jahr alles schlechter wird. Diejenigen, die sich von dieser Literatur fern halten, sind aber die aktuellen Gewinner an der Börse.
Mit Vorsicht zu genießen sind diejenigen Autoren, die dann noch eine Lösung anbieten, mit welcher man sein Geld retten kann. Das erinnert ein wenig an einen schlechten Western, in dem ein Arzt den Leuten eine Krankheit einredet, um Ihnen dann ein teures Allheilmittel zu verkaufen. Diese Ärzte nannte man damals Quacksalber.
Bis 2023 der vorausgesagte Crash eintritt, können diese Autoren eine Menge Bücher verkaufen und eine Menge Geld für den eigen gegründeten Fonds einsammeln. Kommt der Crash früher, war man schlicht nicht vorsichtig genug. Kommt er später, kann man weiter Bücher verkaufen und Geld einsammeln.
Bleiben Sie investiert
Wenn Bärenmärkte nicht vorhersehbar sind, dann sind es Bullenmärkte ebenso nicht. Ein Markt dreht sich nicht einfach von Bärenmarkt auf Bullenmarkt. Es ist ein dynamischer Prozess, bei dem es auch immer wieder Rückschläge gibt. Ist der Wandel dann vollzogen, geht es meist so schnell und steil nach oben, dass all diejenigen, die darauf hoffen, einen richtigen Einstieg in die Märkte zu finden, den spannendsten Teil der Ralley verpassen. Nach jedem Regenwetter folgt wieder Sonnenschein und nach jeder Baisse folgt eine Hausse.
Investieren Sie in Märkte
Warum soll man nach einer Nadel im Heuhaufen suchen, wenn man den ganzen Heuhaufen kaufen kann?
Die größte Gefahr für einen Anleger bei einem Crash liegt darin, dass er in ein Unternehmen investiert ist, welches den Crash nicht überlebt. Dann bringt ein langfristiger Anlagegedanke auch nichts mehr.
Hat der Anleger jedoch in einen kompletten Markt investiert, indem ein Unternehmen underperformt, kann er relativ entspannt bleiben, weil die anderen Unternehmen diesen Verlust auffangen werden. Thyssen-Krupp wird den Deutschen Aktien Index „DAX“ nach gut 30 Jahren verlassen müssen, weil der Aktienwert sich nahezu halbiert hat. Bildet der DAX jetzt nur noch die 29 größten Unternehmen ab? Sicherlich nicht. Vielmehr folgt auf Thyssen-Krupp alsbald ein anderes Unternehmen. Investoren von Thyssen-Krupp erleben aktuell harte Zeiten. Investoren, die in den DAX investiert sind, das Gegenteil.
Streuen Sie breit
Tragen Sie nicht alle Eier in einem Korb. Dieses Grundprinzip der Diversifikation von Harry Markowitz hat 1991 den Wirtschaftsnobelpreis gebracht. Wer sein Geld so breit wie möglich streut und zusätzlich verschiedene Assettklassen bedient, reduziert sein Risiko an der Börse und erhöht gleichzeitig die Chance auf Rendite.
Investieren Sie mit langem Atem
Anleger, die ihr Geld breit streuen und in Märkte investieren, können sich einen besonderen Luxus leisten. Sie können einen Crash und eine Bärenphase einfach aussitzen. So hat man die Chance, sich entspannt zurückzulehnen, gegebenenfalls günstig nachzukaufen und den anderen Anlegern beim Fehler machen zuzuschauen. Egal wann der Crash kommt.
Karsten Matt ist Honorarberater mit zwei Jahrzehnten Erfahrung in der finanziellen Beratung erfolgreicher Menschen. Als Papa von Zwillingen und Weinliebhaber bringt er nicht nur Professionalität, sondern auch Herz in seine Arbeit. Er ist begeisterter Fan von SV Elversberg und FC Bayern München und weiß, wie man mit Leidenschaft und Engagement Ziele erreicht. Als gefragter Speaker, teilt er sein umfangreiches Wissen und seine fundierten Einblicke in Finanzstrategien mit einem breiten Publikum.