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In meiner Tätigkeit als Honoraranlageberater habe ich im Laufe der Jahre zahlreiche Mandanten mit unterschiedlichen Vermögensgrößen betreut. Dabei konnte ich immer wiederkehrende Verhaltensmuster und Präferenzen beobachten, die sich klar zwischen größeren und kleineren Vermögen unterscheiden lassen. Im Folgenden möchte ich diese Unterschiede anhand von drei typischen Beispielen verdeutlichen und gleichzeitig auf die dahinterliegenden psychologischen Faktoren eingehen.
1. Aktiv vs. Passiv: Die Suche nach Kontrolle und Bequemlichkeit
Kleinere Vermögen zeichnen sich häufig durch den Wunsch nach aktiver Beteiligung an den Anlageentscheidungen aus. Sie möchten „mitbestimmen“ und den Anlageprozess genau verstehen. Dies lässt sich zum einen auf den Wunsch nach Kontrolle und Einflussnahme zurückführen, zum anderen aber auch auf die Notwendigkeit, die Rendite des Vermögens zu maximieren, um finanzielle Ziele schneller zu erreichen.
Größere Vermögen hingegen tendieren dazu, eine passivere Anlagestrategie zu bevorzugen. Sie schätzen Einfachheit und Arbeitsteilung und delegieren die Anlageentscheidungen lieber an einen Experten. Dies liegt zum einen daran, dass sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren möchten, zum anderen aber auch an einem höheren Maß an Vertrauen in die Expertise professioneller Berater.
2. Renditejagd vs. Vermögenssicherung: Die Verlockung kurzfristiger Gewinne und langfristige Ziele
Kleinere Vermögen sind oft anfälliger für die Verlockung kurzfristiger Renditechancen. Sie jagen den „heißen Tipps“ der Finanzmedien hinterher und tätigen impulsive Anlageentscheidungen, getrieben von der Hoffnung auf schnellen Gewinn. Dieses Verhalten lässt sich auf den Druck zurückführen, finanzielle Lücken zu schließen und schneller Wohlstand zu erlangen.
Größere Vermögen hingegen verfolgen einen langfristigeren Anlagehorizont. Sie konzentrieren sich auf den Erhalt und die Konsolidierung ihres Vermögens und sind weniger an kurzfristigen Schwankungen des Marktes interessiert. Dies liegt zum einen an der größeren Sicherheit, die ein größeres Vermögen bietet, zum anderen aber auch an einem klareren Bewusstsein für die Risiken spekulativer Anlageentscheidungen.
3. Beratungsbedarf: Die Grenzen des eigenen Handelns erkennen
Größere Vermögen zeigen in der Regel ein höheres Beratungsinteresse als kleinere Vermögen. Sie erkennen die Grenzen ihres eigenen Fachwissens und suchen professionelle Unterstützung, um ihre komplexen Vermögensangelegenheiten zu managen. Dies führt zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit dem Honoraranlageberater und einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit den Anlagegrundsätzen.
Kleinere Vermögen hingegen scheuen sich oft, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, da sie die Kosten dafür als Belastung empfinden. Sie überschätzen ihre eigenen Anlagekenntnisse und unterschätzen die Komplexität der Finanzmärkte. Dies kann zu suboptimalen Anlageentscheidungen und unnötigen Verlusten führen.
Fazit
Die Verhaltensunterschiede zwischen größeren und kleineren Vermögen lassen sich auf unterschiedliche psychologische Faktoren zurückführen. Kleinere Vermögen sind getrieben vom Wunsch nach Kontrolle, Rendite und schneller Zielerreichung, während größere Vermögen Wert auf Einfachheit, Sicherheit und langfristige Planung legen. Die Aufgabe des Honoraranlageberaters besteht darin, diese unterschiedlichen Bedürfnisse zu erkennen und individuell passende Anlagestrategien zu entwickeln, die sowohl die Renditeziele als auch das Risikoprofil des Mandanten berücksichtigen.
Karsten Matt ist Honorarberater mit zwei Jahrzehnten Erfahrung in der finanziellen Beratung erfolgreicher Menschen. Als Papa von Zwillingen und Weinliebhaber bringt er nicht nur Professionalität, sondern auch Herz in seine Arbeit. Er ist begeisterter Fan von SV Elversberg und FC Bayern München und weiß, wie man mit Leidenschaft und Engagement Ziele erreicht. Als gefragter Speaker, teilt er sein umfangreiches Wissen und seine fundierten Einblicke in Finanzstrategien mit einem breiten Publikum.